Wort des Dekans

Entschuldigung und Aufarbeitung!

Ende Januar wurden die Ergebnisse der von der Evangelischen Kirche in Deutschland in Auftrag gegebenen ForuM-Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche der Öffentlichkeit vorgestellt.

Diese Ergebnisse haben mich und viele andere, die in unserer Kirche leben und arbeiten, fassungslos gemacht. Klar ist, dass sexualisierte Gewalt keinen Platz in unserer Kirche haben darf, wie dies unser Landesbischof Christian Kopp formuliert hat. Und deshalb darf es dafür auch keinerlei Toleranz geben. Sexualisierte Gewalt ist eine bewusste Missachtung und Verachtung menschlicher und kindlicher Selbstbestimmung und letztlich brutaler Machtmissbrauch.

Dass Frauen, Männer und vor allem Kinder Gewalt in der Evangelischen Kirche erfahren haben, schreit zum Himmel und erschüttert und beschämt mich. Dabei kommt es gar nicht auf die Zahl der Fälle an, denn jeder Fall ist einer zu viel! Und es sind viel zu viele.

Für die Verletzungen, die den Betroffenen von Mitarbeitenden der Kirche an Leib und Seele angetan wurden und das Unrecht, das sie erlitten haben, müssen wir als Evangelische Kirche um Entschuldigung bitten, da wir uns als Kirche an den Betroffenen schuldig gemacht haben. Leider in der Vergangenheit oft auch durch nicht genau hinsehen, wegsehen oder nicht so ernst nehmen.

Eine Bitte um Entschuldigung ist aber erst dann glaubwürdig, wenn wir für das innerhalb der Kirche begangene Unrecht auch die Verantwortung übernehmen. Und endlich alle Missstände ansprechen und uns dazu verpflichten, alles aktiv aufzuarbeiten. Damit haben wir leider schon zu lange gewartet. Denn es war und ist unsere Verpflichtung als Kirche Licht ins Dunkel zu bringen und dabei haben wir in der Vergangenheit viel falsch gemacht.

Für die Gegenwart und die Zukunft haben wir uns deshalb im Dekanat Gräfenberg verpflichtet, uns zu schulen, um sensibler zu werden und genau hinzuschauen, wo es auch bei uns Risikostrukturen gibt, die wir abbauen und verändern müssen.
Dies ist jetzt eine unserer zentralen Aufgaben.

Ihr Reiner Redlingshöfer, Dekan